Mitutoyo in Europa: 50 Jahre Leidenschaft für Messtechnik

Der Messtechnik-Hersteller Mitutoyo zählt seit Anbeginn zur ersten Riege für alle, die hochwertige Handmessmittel, Koordinatenmessgeräte, optische und bildverarbeitende Messsysteme, Härtetester und Formmessgeräte einsetzen. Die Automatisierungs- und Industrie-4.0-Lösungen gehören weltweit zu den innovativsten. Heuer feiert der japanische Komplettanbieter sein 50. Jubiläum auf dem europäischen Markt.

Es war ein langer Weg für den japanischen Premium-Messtechnikhersteller Mitutoyo vom Newcomer auf dem europäischen Markt bis zum führenden Komplettanbieter für die Qualitätssicherung aller Branchen.

Alles begann mit einer kleinen Entwicklungs- und Forschungseinrichtung, die Firmengründer Yehan Numata 1934 in Tokios Kamata-Distrikt aufbaute. Ziel war die Entwicklung und Produktion der ersten japanischen Bügelmessschraube. Numata entstammt der Familie eines buddhistischen Priesters. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und Statistik an der University of California in Berkeley, USA. 

In dem kleinen Büro nahe Tokio arbeitete er an seinem ersten Bügelmessschrauben-Prototyp. Zu diesem Zweck richtete er einen Kalibrier- und Messraum mit konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit ein. Die erste Produktions-Charge betrug 100 Stück, doch Numatas Qualitätskontrolle war so strikt, dass es letztlich nur 17 tatsächlich in den Verkauf schafften.
In den folgenden Jahren und Jahrzehnten legte die Qualität der Bügelmessschrauben nochmals deutlich zu. Obendrein produzierte die junge Firma noch eine Reihe weiterer Handmessgeräte, darunter analoge Messschieber, Uhrenmessschieber, Tiefenmessgeräte, Innenmessschrauben und Höhenmessgeräte und viele weitere. Doch der Siegeszug der Mitutoyo Instrumente blieb nicht auf Japan beschränkt: Schon 1963 eröffnete die Firma ihre erste überseeische Niederlassung in Nordamerika. 

Just zu dieser Zeit besuchte Yehan’s Sohn Yoshiteru die ersten beiden europäischen Händler in Großbritannien (Draper) und den Niederlanden (Hoekstra). Obendrein trug er sich mit dem Gedanken, in Deutschland eine Europazentrale einzurichten. Bei seiner zweiten Europareise lernte er Bernd Schrader kennen – seine Firma Sartorius Nachf. hatte später das alleinige Vertriebsrecht für Mitutoyo Produkte in Deutschland inne. Von 1971 bis 1980 stellte die Firma Sartorius Mitutoyo eine Gemeinschaftsunternehmen mit gleichem Geschäftsanteil dar. Sartorius ist noch heute einer der wichtigsten Händler der Marke.

1965 besuchte ein gewisser Yoshitaru Nakajima Schraders Büro und stellte ihm einen Messschieber, eine Bügelmessschraube, eine Messuhr und ein Höhenmessgerät aus dem Hause Mitutoyo vor. Schrader und sein Team waren sofort von der Qualität der Instrumente überzeugt und sahen eine Chance, sie auf dem – damals noch extrem konservativen – deutschen Markt einzuführen.

Damals waren japanische Produkte noch sehr exotisch und die unkonventionelle Art, sie auf Messen dem Publikum nahe zu bringen rief die hiesigen Wettbewerber auf den Plan. Einige drohten den Messeveranstaltern mit einem Boykott, wenn Mitutoyo weiterhin ausstellen dürfte. Dieser Schuss ging allerdings nach hinten los, denn das Getöse machte die potentiellen Kunden erst recht neugierig auf die neue Marke und ihre Produkte. Und schon bald war die hohe Qualität der Mitutoyo Messmittel zum fairen Preis in aller Munde. 

Düsseldorf war die erste Wahl als Sitz der neuen europäischen Niederlassung, die 1968 unter dem Namen „Sampoh“ etabliert wurde. Die neue Firma wurde mit dem primären Ziel gegründet, den Markennamen „Mitutoyo“ auf dem europäischen Markt zu etablieren. In den westeuropäischen Ländern wurden Generalagenturen gegründet. Zeitgleich widmete sich Mitutoyo den osteuropäischen Märken. Doch angesichts der politischen Lage in den sozialistischen Ländern waren die Möglichkeiten sehr begrenzt. Dennoch präsentierte sich Mitutoyo auf zahlreichen Industriemessen und besuchte staatliche Beschaffungsbehörden usw. Obendrein präsentierte Mitutoyo seine Messinstrumente mit seinen Demo-Bussen direkt bei potentiellen Kunden. 

Ende der Sechziger- und anfangs der Siebzigerjahre nahmen Mitutoyos Absätze zusehends Fahrt auf, sodass das Düsseldorfer Headquarter an seine Grenzen stieß. Ein neues Büro- und Lagergebäude wurde 1974 in Neuss-Norf errichtet und Stück für Stück bis auf seine heutige Größe erweitert. Die neuen Messgerätesparten, wie beispielsweise Koordinatenmessung (1968), Kontur (1976) oder Oberflächenrauheit (1967) die mittlerweile das Portfolio erweiterten, machten ein deutlich größeres Gebäude nötig.
 
Großbritannien war von Anfang an einer der stärksten europäischen Märkte für Mitutoyo gewesen, und so wurde 1980 eine Niederlassung in Andover/England gegründet. Vertriebsgesellschaften in Skandinavien, den Niederlanden (1981), Belgien (1982), Frankreich (1986), Italien (1987) und der Schweiz (1988) folgten.

Der Zusammenbruch des Warschauer Pakts erleichterte die Geschäfte in dessen vormaligen Ländern erheblich. So wurden Niederlassungen in Ungarn (1997), Polen und Tschechien (2002) sowie später auch in Russland und Rumänien (2011) gegründet. Die bis dato jüngste Sales Company besteht seit 2013 in Österreich.

Mit der Gründung der Mitutoyo Europe GmbH synchronisierte Mitutoyo 2010 seine gesamteuropäischen Aktivitäten. Hauptaufgabe der Mitutoyo Europe GmbH mit Sitz in Neuss ist die Koordinierung der europäischen Niederlassungen, um den Verkaufsservice sowie den technischen Kundendienst kontinuierlich zu verbessern und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen.

Mitutoyo CTL Germany GmbH in Oberndorf, gegründet 1983, setzt weltweit Maßstäbe bei der Softwareentwicklung für Koordinatenmesstechnik. Den peripheren Bereich für Koordinaten- und optische Messgeräte, Aufspann- und Beladesysteme, Tasterelemente sowie Schutzumhausungen und Thermokabinen deckt das Tochterunternehmen KOMEG, übernommen 1997, im Saarland ab.

Heute wird Mitutoyo in Europa von 14 Vertriebsgesellschaften sowie von Generalagenturen, die die angrenzenden Märkte abdecken, repräsentiert. Unter der strategischen Leitung der Mitutoyo Europe GmbH steht dem Kunden ein komplettes Netzwerk aus Produktion, Vertrieb und Service zur Seite – mit über 85 Büros in 33 Ländern. 

In den M3 Solution Centers macht Mitutoyo seine Kunden mit der neuesten Messtechnologie vertraut und erarbeitet Premium-Messlösungen für deren Qualitätssicherung. Die Mitutoyo Metrology Institutes (MIM) widmen sich der Aus- und Weiterbildung und versehen Kunden mit tiefgreifendem Know-how in Sachen Metrologie. Mitutoyo betreibt für seine europäischen Kunden obendrein Kalibrierlabors mit ISO/IEC 17025 Zertifizierung.

Die japanischen Messtechnikexperten unterstützen ihre Kunden zudem mit allen Arten von Custom- oder Inline-Lösungen, Hochleistungssoftware und Automatisierung für praktisch jede Messaufgabe.

Die Zukunft der Präzisionsmesstechnik, wie sie Mitutoyo definiert, liegt in Future Solutions. Diese innovativen Softwarelösungen nutzen das volle Potenzial der verschiedenen Messsysteme. Das Internet of Things IoT (Internet der Dinge (IdD)) verbindet die verschiedensten Maschinen mit dem Netzwerk. Das ermöglicht die fortwährende Überwachung der Produktionsprozesse in Echtzeit. Digitalisierung, Automation und Virtualisierung vor Ort steigern die Effizienz in der Produktion. Das bedeutet den Beginn von Industrie 4.0 – einer neuen industriellen Revolution unter voller IT-Einbindung. In einer “Smart Factory” werden Daten in Echtzeit per Vernetzung über das Internet gesammelt. Anhand dieser Daten lassen sich Abläufe jederzeit optimal steuern – maschinelle ebenso wie personelle.

Die Mitutoyo Vision von den Produktionsprozessen der Zukunft sieht keine teilweise, standortspezifische Optimierung mehr vor. Ziel ist hingegen eine Steigerung der Produktionseffizienz durch integriertes Management und ganzheitliches Optimieren durch den Austausch von Daten zwischen Konstrukteuren sowie Qualitätssicherern und den Produktionsstätten. 

Innovative Lösungen wie die Mitutoyo MeasurLink Software erstellt per Netzwerk eine Datenbank aus den erfassten Messdaten aller Datenquellen der Produktionsstätte. So ergibt sich ein leistungsstarkes Backupsystem zur Untersuchung von Problemen durch unterschiedliche Statistik-Analysen aus den Messergebnissen.